Dilemma: Stehen sie immer wieder zwischen zwei Entscheidungen und können sich nicht entscheiden?

von Dr. rer. nat. Marlies Koel

Dilemmas und das große Warum: Warum ändert sich nichts?

Manchmal stehen wir vor einer Entscheidung. Doch wie wir´s auch drehen und wenden: Keine der beiden Lösungen scheint richtig. Jede Seite der Medaille bringt gleich viele Vorteile wie auch Nachteile mit sich. Was jetzt? Willkommen im Dilemma. Wer kennt es nicht? Und doch sind wir uns oft nicht bewusst, wie sehr ein Dilemma unser Leben bestimmt. Ein Dilemma, manche beschreiben es als „Zwickmühle“, kann die verschiedensten Ausdruckformen haben. Im Nachfolgenden gebe ich meine Beobachtungen dazu wieder, wie wir Dilemmas in unserem täglichen Leben erfahren, wie sie uns unbewusst begleiten – und welche Lösung es daraus gibt.

Was sind Dilemmas?

In unserem gesamten Menschsein scheinen wir mehr von Dilemmas geprägt zu sein, als uns bewusst ist. Das kann sich zum Beispiel darin zeigen, dass wir uns nicht entscheiden können, ewige Zweifel haben, das Gefühl von „Es reicht nie“ … und das trotz einer unglaublich hohen Aktivität. Ein Dilemma entsteht, wenn wir mit einer Polarität in Konflikt geraten. Wir sind unfähig, zu einer Entscheidung zu kommen, gehen nicht vorwärts und entwickeln uns nicht weiter. Eine geniale Vermeidungsstrategie. Man könnte auch sagen: ein hochentwickeltes Ablenkungsmanöver.

Dilemmas sind wie folgt definiert: Es bestehen zwei gegensätzliche Positionen mit gleich vielen Vor- und Nachteilen. Wir können uns nicht entscheiden, welche wir wählen wollen oder sollen. Dies kann zu einem Gedankenkarussell führen, indem wir uns mit dem Für und Wider beider Positionen beschäftigen, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Ein Dilemma ist darüber definiert, dass es keine Lösung gibt. Dies kann uns massiv belasten und enormen psychischen Stress auslösen. Wir denken dabei weitestgehend schwarz-weiß. Dabei ist möglicherweise ein trinäres Denken notwendig. Die Arbeit mit Dilemmas zeigt uns, dass wir dies vernachlässigt haben, denn im Rahmen der Polarität gibt es immer drei Positionen: links, rechts und mittig.

Jeder von uns kennt Aussagen wie „Ich will ja wohl, aber ...“ und solche wie „Ich kann mich nicht entscheiden.“ Im Volksmund gibt es den Spruch „Schwimmen, aber nicht nass werden.“ Diese Aussagen beschreiben sehr treffend die inneren Nöte der betroffenen Menschen, die durch diesen inneren Konflikt ihre Energien und Ressourcen verbrauchen, doch nicht in eine Handlung kommen und deren Leben dadurch eingeschränkt werden kann. Wenn wir in einem Dilemma feststecken, haben wir ein permanentes Kopfkino und sind im Entweder-oder-Denken verstrickt. Dabei bieten Dilemmas uns große Entwicklungsmöglichkeiten.

Reaktionen auf ein Dilemma

Typische Reaktionen sind oft Angst, Flucht, Rückzug, Totstellen oder auch Dissoziation. „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“ ist ein Satz, der dann oft fällt. Der Schwebezustand soll endlich ein Ende haben. Doch selbst wenn eine Entscheidung für eine Position getroffen wird, sorgt die Lösung nicht unbedingt für Glücksgefühle, sondern in vielen Fällen für Unbehagen und möglicherweise auch für die Empfindung von Scham, Versagen etc. Grund dafür ist, dass das eigentliche Thema, das durch das Dilemma verdeckt ist, nicht entdeckt wurde. Oder: dass ein fauler Kompromiss geschlossen wurde, der eher schadet als nützt. Am interessantesten in einem Dilemma ist das, „um was es auch noch geht“. Genau diesen Aspekt gilt es zu finden, um erfolgreich durch den Entscheidungskonflikt hindurchzugehen und neue Chancen zu erkennen.

Wie können wir uns ein Dilemma bildlich vorstellen und welche Positionen gibt es?

Um ein Dilemma bildlich darzustellen, legen Sie ein DIN A4 Blatt im Hochformat vor sich auf einen Tisch. Sie malen auf mittlerer Höhe rechts und links einen Kreis, in dem jeweiligen eine Position geschrieben wird, z.B. ein Plus und Minus als Stellvertreter für ein persönliches Dilemma. Beide Positionen haben gleich viel positive wie auch negative Argumente.

Die Reaktion auf Konflikte mit der Polarität findet in der Regel auf der Ebene des Dilemmas statt. Hier herrscht das Schwarz-Weiß-Denken, das Entweder-Oder. Kinder denken so: Etwas ist entweder gut, oder es ist schlecht.

Lösungen werden in der Regel vor dem Dilemma gesucht, das heißt, bildlich gesprochen im unteren Teil des Blattes. Dies schafft allerdings mehr Probleme als vorher. Rumis Aussage „Jenseits von richtig und falsch, dort gibt es einen Ort, dort treffen wir uns“ weist uns einen Lösungsweg auf. Es ist ein Ort der Möglichkeiten. Es ist die Ebene des Sowohl-als-auch und des Und.

Welche Positionen gibt es?

Jedes Dilemma hat fünf Aspekte oder Positionen: Das eine oder das andere, den Vorteil von beiden oder den Abbruch der Auseinandersetzung damit und, last but not least, um was es auch noch gehen könnte. Die ersten vier Positionen betreffen die untere Hälfte des Blattes. Wir durchschreiten nie das Dilemma und bleiben immer davor stehen, mal näher, mal weiter davon entfernt. Das Leben findet sozusagen nur auf der unteren Hälfte des Blattes statt. Wir kommen keiner Lösung näher. Die fünfte Position, „um was es auch noch geht“, ist die interessanteste und wird in der Regel nicht berührt, es sei denn, wir haben den Mut und durchschreiten das Dilemma.

Wie schon gesagt: Das Dilemma ist die perfekte Strategie, um den Punkt oder das Thema, den oder das wir uns nicht anschauen wollen, nicht zu berühren bzw. sich nicht damit auseinanderzusetzen. Im Rahmen der Polarität kann es ein positiver oder negativer Aspekt sein. Des Weiteren führt es auch dazu, dass uns nicht das ganze Blatt als Bezugssystem zum Leben zur Verfügung steht. Unser Lebensraum ist sozusagen halbiert. Durch das Dilemma blockieren wir uns selbst in unserer Entwicklung und beschäftigen uns auf der „Spielwiese“ vor dem Dilemma.

Im Alltag kann es sich zum Beispiel dadurch zeigen, dass Kinder Familienkonflikte oft in der Schule ausleben. Wir als Erwachsenen leben die eigenen Konflikte der Beziehung zum Beispiel am Arbeitsplatz aus.

Um diesen Aspekt der fünften Position zu begegnen, haben wir durch das Dilemma hindurchzugehen und bei jedem Schritt uns den Empfindungen und Bildern, die es auslöst, zu stellen. Es ist eine sehr spannende und individuelle Reise, die uns neue Räume eröffnet.

Worum es „eigentlich“ geht: Dilemmas und ihre Wurzeln in unserer Kindheit

Bereits in der frühen Kindheit wachsen wir mit großen Zwiespalten auf, vor allem in dysfunktionalen Systemen/Familien mit Doppelbotschaften. „Wen hast du lieber, Mama oder Papa?“ Wie soll ein Kind dies lösen - das kann es nicht.

Die Schlussfolgerung des Kindes ist oft „ich bin falsch“, „ich bin unfähig“ oder anderes. Was soll es tun, um die Familie zusammenzuhalten und zu stabilisieren? Oft sichert es seinen Platz in der Familie, indem es sich bemüht, die Erwartungen zu erfüllen.

Was passiert, wenn Kinder zwischen den Eltern stehen und sich damit verausgaben, es beiden recht machen zu wollen, sie zu befrieden, über Krankheiten versuchen, eine Trennung zu verhindern usw.? Sie nehmen sich selbst zurück und können den Kontakt zu sich verlieren, sich von sich abspalten, denn sie sind mit der Aufgabe beschäftigt, den Familienzusammenhalt zu garantieren. Eltern sind sich oft nicht bewusst, wie ihre Doppelbotschaften oder manche Fragen nachhaltig das Leben des Kindes beeinflussen können. Nehmen wir alleine den Satz: „Wen hast du lieber, Mama oder Papa?“ Wir wissen als Erwachsene nie, wie ein Kind darauf reagiert und welche unbewussten Entscheidungen gefällt werden. Das Kind kann einen Konflikt daraus entwickeln, da es zwischen den Eltern steht und egal, wie es sich entscheidet, es ist falsch. Selbstverständlich gibt es auch die Möglichkeit, dass das Kind in der Lage ist, es zu ignorieren, was allerdings eher selten ist.

Das Kind erlebt und empfindet Situationen und Dinge gänzlich anders als Erwachsene. Aussagen „wie du bist ein böses Kind, wenn ...“, „du bist ein liebes Kind, wenn ...“ können massive Auswirkungen haben. Die Reaktion auf Konflikte mit der Polarität findet in der Regel, wie schon gesagt, auf der Ebene des Schwarz-Weiß-Denkens statt, der Kindheitsebene.

Wie kann es zur Entstehung eines Dilemmas kommen?

Die ersten Begegnungen mit den beiden Polen „Struktur“ und „Chaos“ haben wir bereits in unserer Kindheit. Hier wird der Grundstein für das gelegt, was wir später als „strukturiert“ oder „chaotisch“ empfinden. Struktur, so lernen wir, bedeutet Ordnung, und Unordnung ist Chaos. Die Struktur wie auch das Chaos gehören zu unserem Leben. Sie sind zwei Pole, zwischen denen es verschiedene Stufen gibt. Geraten wir mit diesen beiden Polen in Konflikt, entsteht ein Dilemma. Stellen wir uns ein kleines Kind vor, das auf dem Boden sitzt und spielt. Um sich herum hat es sein Spielzeug verstreut. Dieses scheinbare Durcheinander macht dem Kind nichts aus. Es weiß genau, wo alles liegt, und fühlt sich sicher. Die Eltern des Kindes sehen das möglicherweise anders: Für sie ist das herumliegende Spielzeug das totale Chaos und das Kind soll doch frühzeitig Ordnung lernen.

Auf Seiten der Eltern gibt es nun mehrere mögliche Reaktionen: Zum Beispiel räumen sie das Spielzeug komplett weg, mit dem Ergebnis, dass das Kind alleine dasitzt. Möglicherweise versuchen die Eltern auch, dem Kind zu erklären, wie wichtig Ordnung ist: „Ordnung ist das halbe Leben.“ Oder vielleicht lassen die Eltern dem Kind auch nur noch ein einziges Spielzeug, damit es nicht mehr so viel Unordnung wie vorher machen kann. Mit nur einem Spielzeug hat das Kind wiederum verschiedene Möglichkeiten der Reaktion: Es kann sich damit zufriedengeben und somit „pflegeleicht“ sein oder es kann die Eltern mit diesem einen Spielzeug so sehr nerven, dass sie ihm auch dieses noch wegnehmen und es für das Kind unerreichbar auf den Tisch legen.

Wie reagieren wir?

Bei jeder dieser Möglichkeiten kommt jetzt der wichtige Punkt: Wie das Kind auf die Möglichkeit reagiert, entscheidet über sein späteres Verhalten als Erwachsener. In diesem letzten Beispiel (Eltern nehmen dem Kind das einzige Spielzeug auch noch weg) kann das Kind wie folgt reagieren: A) Das Kind erstarrt, nimmt es hin und zieht sich in sich zurück. B) Das Kind schreit und tobt solange, bis es das Spielzeug wiederbekommt. C) Das Kind nimmt sich einen Stuhl und holt sein Spielzeug zurück. D) Das Kind sucht sich etwas anderes, womit es spielen kann. Eine Situation – verschiedene Chancen, sie zu lösen. Welchen Weg wählen wir?

Wir sehen an diesem Beispiel, dass es ganz entscheidend ist, welche Reaktionen wir von unseren Eltern erleben und wie wir als Kind reagieren, d.h. welche Interpretationen, Bewertungen und Entscheidungen wir daraufhin vornehmen. Denn so, wie wir als Kind auf eine solche Situation reagieren, beeinflusst maßgeblich, wie wir später als Erwachsener mit der Thematik von Struktur und Chaos umgehen.

Das Kleinkind, das sich im Chaos total wohlgefühlt hat, und dessen Eltern ihm vermittelt haben, dass dieses Chaos nicht „in Ordnung“ ist, erlebt zum Beispiel eine Verdrehung seiner Wahrnehmung. Solche Verdrehungen können dazu führen, dass wir uns später im Leben ständig im Kampf mit Chaos und Struktur befinden. Zu viel Chaos macht uns als Erwachsene vielleicht Angst, wir nehmen es als „zu offen“ wahr, die Dinge könnten „aus den Fugen geraten“. Zu viel Struktur wiederum kann uns auch einengen, uns erstarren lassen, weil alles nur noch „nützlich“ und „definiert“ ist und wir der Pflichterfüllung folgen.

Der eigene Kampf mit den beiden Polen kann sich auch so äußern, dass wir z.B. in unserem Beruf extrem strukturiert sind, während zu Hause das blanke Chaos herrscht. Wir sagen dann: „Ich muss dringend aufräumen, aber es klappt nie.“ Je nachdem, wie wir als Kind das Thema Ordnung und Unordnung interpretiert haben, erleben wir als Erwachsene die entsprechenden Reaktionen und Wirkungen. Unterm Strich sind wir somit immer das Produkt unserer Entscheidungen. Und wir können jederzeit und immer wieder neu entscheiden!

Ein möglicher Lösungsansatz für Chaos und Struktur

Was wäre, wenn wir Chaos und Struktur in der Polarität nutzen? Was könnte sich für uns verändern, wenn wir Chaos mit Kreativität und Innovation verknüpfen würden und diese einen klaren Raum bekämen? Was könnte sich für uns ändern, wenn wir mit Struktur u.a. Fabrikationsabläufe, reibungslose Betriebsabläufe, Alltagsabläufe etc. verknüpfen und auch da einen klar definierten Raum einnähmen? Wir könnten dann bewusst wie in einem Haus von einem Raum in den anderen gehen. Wichtig ist, dass die Türen zu dem jeweiligen Raum geöffnet und auch wieder geschlossen werden. Es entstehen dadurch Orientierung, Klarheit und Achtsamkeit. Bildlich gesprochen: Es gilt, das innere Haus zu klären und die einzelnen Räume zu definieren. Von diesem Blickwinkel aus könnten ein Konflikt und damit auch ein Dilemma entstehen, wenn die Räume nicht klar definiert sind.

Welche Formen von Dilemmas gibt es und wie wirken sie im täglichen Leben?

Dilemmas können auf verschiedenen Ebenen wirken: auf individueller, familiärer, kollektiver und auch spiritueller Ebene. Sie können den Alltag betreffen und auch grundsätzlicher Natur sein, wie zum Beispiel:  Mutter-Vater, Chaos-Struktur, Gesundheit-Krankheit, Körper-kein Körper, Leben-Tod, Geist-Materie usw.

Im Rahmen der Auseinandersetzung mit unserer Welt scheinen wir uns zunächst für eine Seite der Polarität zu entscheiden, um dann das Gegenteil zu wählen. Der Umgang mit unserer polaren Welt, die das Leben ausmacht, ist eine immense Herausforderung für uns Menschen. Der Mensch hat immer gerne die Kontrolle, um sich sicher zu fühlen, eine Bedeutung zu haben, einen Platz zu haben und vieles mehr. Wir geraten schnell mit der Polarität in Konflikt, was dann zur Entstehung von Dilemmas führen kann. Dies wird durch unsere Bewertungen gefördert.

Nehmen wir zum Beispiel die Zuordnung zu Plus und Minus: Tag und Nacht ist in der Regel neutral, der Tag wird in der Regel dem Plus zugeordnet und die Nacht dem Minus. Werden andere Polaritäten wie Gut und Böse, Gesundheit und Krankheit, Leben und Tod zugeordnet, entstehen automatisch Bewertungen.

Das ewige Leben ist auch ein Thema, was die Stammzellforschung für sich entdeckt hat – das ewige Leben mit Körper. Das ewige Leben ohne Körper, laut unserer Religion, versus das ewige Leben mit Körper, als Möglichkeit in der Wissenschaft. Das goldene Kalb der Wissenschaft wird immer stärker. Wir leben immer in den Extremen, pendeln immer von einem Pol zum anderen und finden den Weg nicht, worum es womöglich wirklich geht.

Dieses Dilemma habe ich „Das Dilemma von Geist und Materie“ genannt. Unsere Gesellschaft hat sich bis jetzt eindeutig für die Materie entschieden. Worum könnte es da wirklich gehen? Diese Frage entspricht der fünften Position in der Dilemma-Arbeit. Es wäre ein interessanter Ansatz, um wirkliche Lösungen zu finden und nicht länger zwischen den Extremen hin und her zu pendeln.

Anregungen und Anmerkungen zum kollektiven Dilemma

Schauen wir noch eine Stufe tiefer: Ab der Aufklärung hatten wir das eine Extrem verlassen und sind in das naturwissenschaftliche Extrem gegangen. Ambivalenzen können auf Dilemmas hindeuten. Wie gesagt, Dilemmas sind die genialste Erfindung des Menschen, um nicht vorwärts zu gehen, sprich die Bewusstseinsentwicklung, die geistige und spirituelle Entwicklung einzuschränken. Tür und Tor sind geöffnet, über Isolation, Manipulation, Ängste und andere Mechanismen Gehorsamkeiten einzufordern.

Der Mensch hat sich bereits immer für das Spirituelle, für das nicht Fassbare, das Übersinnliche interessiert. Er hat die verschiedensten Ansätze entwickelt, um damit in Kontakt zu sein, in Kontakt zu kommen und um es dem Volk zu erklären. Von Zweifeln, Unsicherheiten, den Naturgewalten und vielen anderen Faktoren angetrieben, sucht der Mensch sein Heil sowohl in Kontrolle, als auch im Spirituellen. Monotheistische Religionen entstanden neben einer vielfältigen Götterwelt in anderen Kulturen. Was wäre, wenn wir uns diesem Thema vom Aspekt des Dilemmas her nähern würden? Was könnte das Thema dahinter sein? Ist es ein individueller Prozess oder können auch Antworten/Lösungen für unsere Gesellschaft gefunden werden?

Worum geht es für uns alle auch noch?

Was hindert uns daran vorwärts zu gehen? Ist es der Kontrollverlust oder spielen noch weitere Faktoren eine Rolle? Was fürchten wir? Ist es das Unbekannte, ein weißes „Land“, das nicht fassbar für uns ist? Gerade in unserer jetzigen Zeit des Umbruchs und der Gefahr des Verlustes der menschlichen Würde und Freiheit, wird es Mut erfordern, den Raum hinter dem Dilemma zu erkunden, um eine neue Vision für uns Menschen zu gestalten, welches das Leben, die Natur und die Erde mit einschliesst.

Recht haben ist eine der Möglichkeiten, um sich die Welt und Umgebung so zu gestalten, damit man darin leben kann. Je ausgeprägter das Rechthaben ist, um so mehr kann möglicherweise im Umkehrschluss gefolgert werden, dass dieser Mensch traumatisiert/gekränkt ist, in einem für ihn unbewussten Dilemma feststeckt. Die Fähigkeit, Kritik und andere Ansichten zu akzeptieren, ist dadurch eingeschränkter und die Wirklichkeit anderer ist dann manchmal kaum akzeptierbar. Nur wenn ich meine Wirklichkeit kenne, kann ich die Wirklichkeit anderer wahrnehmen.

Wenn wir das kollektive Dilemma durchschritten haben, wovon wir alle ein Teil sind, können wir hinter dem ersten Vorhang sehen und empfinden, wie sehr wir in den Verflechtungen der Materie verstrickt sind, wie sehr unsere Gedanken, Ideen und Vorstellungen dieses Gewebe formten und formen, nämlich wie ein feines Gewebe, welches wir nicht mehr wahrnehmen.

Sich selbst treu zu bleiben bzw. mit sich in Kontakt zu bleiben, das ist die Aufgabe und Herausforderung. Damit gehe ich in die Eigenverantwortlichkeit mit der Freiheit, das eigene Leben zu gestalten und ein Miteinander zu kreieren.

Jenseits von richtig und falsch: Die Lösung des Unlösbaren

Ein Dilemma ist per Definition unlösbar. Es ist nicht mit der Entscheidung für die eine oder andere Seite getan. Es gilt vielmehr, durch das Dilemma hindurchzugehen, um aufzudecken, um was es wirklich geht. Nach dem Durchschreiten des Dilemmas wird der vorherige Zwiespalt nicht mehr wahrgenommen. Der Fokus geht nach vorne. Der Lebensraum oder auch das Bezugssystem, vergrößern sich.

Wird nach dem Durchschreiten des Dilemmas im Rückblick darauf geschaut, wird es als solches nicht mehr wahrgenommen. Wir werden offen für das Sowohl-als-auch“, für die Farben des Regenbogens, die sich zwischen dem Schwarz und dem Weiß auftun. Dazwischen liegt eine Welt mit vielen Möglichkeiten und Lösungen. Und unter ihnen allen gibt es immer eine oder sogar mehrere neue Möglichkeiten, die gut zu uns und unseren Lebensumständen passen. Sie zu finden, führt zu großer Klarheit und Entspannung und macht uns wieder handlungsfähig. Als Mensch wie auch als Gesellschaft.

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