Patriarchale Denkstrukturen
by Dr. rer. nat. Marlies Koel
Allgemeine Anmerkungen zu patriarchalen Denkstrukturen und dessen unbedingtem Glaube an die Autorität und Herrschaft von einigen wenigen über viele
Die folgenden Beiträge richten sich an alle, die bereit sind, für selbstverständlich gehaltene Strukturen zu hinterfragen, offen sind für neue Denkräume und Ansätze. Sie können auch für angehende Manager oder Führungskräfte von Interesse sein. Neben dem Ziel, Diskussionen anzuregen, ist es mir in meiner Arbeit wichtig, einschränkende unbewusste patriarchale Konzepte bewusst zu machen. Dadurch Raum zu geben, diese zu transformieren, sodass neue Wahlmöglichkeiten entstehen, neue Lösungen möglich werden. Doch zunächst meine Beobachtungen, Erfahrungen und Anregungen bezüglich den patriarchalen Denkstrukturen, die ich in den letzten 30 Jahren sammeln konnte.
In unserer Gesellschaft leben wir in einer mechanistisch organisierten Welt, die von der Identifikation mit der Materie geprägt ist. Eine Konsequenz ist, dass der Blick für das Ganze verloren geht. Das Übergreifende und das Lebendige wahrzunehmen, wird zu einer immer größeren Herausforderung. Ohne die großartigen Erfolge und Entwicklungen schmälern zu wollen, sind sie doch in ihrer Einseitigkeit zu betrachten. Unsere Wissenschafts-, Technik- und Fortschrittsgläubigkeit könnte uns unsere Menschlichkeit kosten und zur Zerstörung unserer Erde und Ressourcen führen. Wir spielen Gott mit entsprechenden Folgen. Wir wollen den Tod besiegen und das ewige Leben erlangen. Die Frage ist: Was wollen wir? Wir befinden uns an einem kritischen Punkt unserer Entwicklung, an dem sich zeigt, dass die patriarchale Struktur nicht persönlich, sondern auch für das Leben, die Natur und die Erde zerstörerisch ist. Eine Frage ist, ob wir unser Menschsein entwickeln und uns damit für die nächste Entwicklungsstufe öffnen oder ob wir optimierte Funktionseinheiten sein wollen. Hierzu im Nachfolgenden verschiedene Gedanken und Anmerkungen, die ich im Laufe meines jahrzehntelangen Wirkens zusammengefasst habe.
Das wissenschaftliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben, jede Form des Denkens ist patriarchalisch geformt und bestimmt. Es bestimmt, was gedacht, geglaubt und gelebt wird. Es gibt keinen Lebensbereich, der nicht davon erfasst ist. Das patriarchale System ist unter anderem durch Mangeldenken bestimmt sowie auf angstbasierten Gedanken. Das patriarchale System ist als eine Möglichkeit zu betrachten, mit dem an sich nichts falsch ist, da es eine notwendige Entwicklungsphase ist. Nur ist es vollkommen aus der Balance geraten. Destruktiv wirkende Konzepte haben die Oberhand gewonnen.
Die Kurzbeschreibung für den Menschen, die ich vor Jahren in einem Forschungsseminar formulierte, lautet: Ich will, ich will anders und ich will so, wie ich will. Die Konsequenzen erleben wir derzeit nicht nur auf der gesellschaftlichen Ebene. Das patriarchale Konzept des Herrschaftsanspruches und der Autorität, der absoluten Kontrolle, Optimierung und Perfektionierung führt letztlich zur Normierung und Monokultur des Menschen. Siehe dazu auch meinen Artikel über nicht artgerechte Menschenhaltung. Alle stehen unter dem Druck, Erwartungen zu erfüllen, zu funktionieren, sich weiter zu optimieren und perfektionieren. Es wird um eine sichere Zugehörigkeit gerungen, um nicht den Anschluss zu verlieren, und die Sehnsucht nach einem sicheren Leben erhöht die Bereitschaft, auf Freiheiten zu verzichten.
Mich persönlich interessieren allgemein Systeme, wie sie sich entwickeln, nicht nur auf biologischer Ebene. Auch die Erde oder Unternehmen können als lebende Systeme betrachtet werden, die in ihren Grundmustern den gleichen Gesetzmäßigkeiten unterliegen. Egal ob klein oder groß, sie entwickeln sich, erreichen ihre kritische Größe und dann zeigt sich, inwieweit sie in der Lage sind zur Vereinfachung, um die nächste Stufe zu erreichen bzw. worauf der Fokus gelegt wird. Das Matriarchat und Patriarchat sind auf einer Ebene und können als eine Polarität betrachtet werden. Die matriarchale Phase kann als abgeschlossen angesehen werden und sie ist in die patriarchale Phase übergegangen, die wiederum an ihre Grenzen stößt. Für mich ist das Patriachat eine Entwicklungsphase und wir sind im Übergang zur nächsten Entwicklungsstufe/-ebene. Für den Next Level gibt es allerdings keine Anleitungen.
In den folgenden Artikeln beschreibe ich die Auswirkungen, Glaubenskonzepte und mögliche Ansätze für Lösungen. Der Schwerpunkt liegt für mich auf dem Hinzufügen, dem Entdecken vom „und“ und „sowohl als auch“.