Von unseren Anfängen
von Dr. rer. nat. Marlies Koel
Die Anfänge von uns bestimmen, wer wir sind und dies nicht nur auf der persönlichen Ebene, sondern alle Lebensbereiche sind miteinbezogen. Wir beginnen unser Dasein auf der Erde in der Polarität. Wir sind permanent in einem Dialog mit dem Leben, nur nicht immer verbal. Es wird auch immer entschieden. Wir entscheiden bewusst und unbewusst oder es wird für uns entschieden. Das Leben ist immer in Bewegung, in Raum und Zeit. Alles hat einen Anfang und ein Ende.
Wir können unsere Anfänge mit dem Zeitpunkt der Entstehung des Universums in Verbindung bringen, mit unseren Anfängen als Menschheit oder mit unserem individuellen Anfang: Von der Empfängnis, der Schwangerschaft, Geburt, Kindheit, über die Jugend zum Erwachsenen bis hin zu unserem physischen Tod. Dies gilt für alle Menschen. Schon in der Mythologie und in den alten Hochkulturen finden wir wiederkehrende symbolische Bilder, die den ewigen Lebenskreislauf beschreiben. So taucht beispielsweise immer wieder das Bild des Lebensbaumes oder des Lebenswassers auf. In dieser Einführung und einigen Beiträgen dazu fasse ich einen Teil meiner Erfahrungen der letzten drei Jahrzehnte zusammen. Vieles kann nur angerissen werden, weil es sonst den Rahmen sprengen würde. Mein Anliegen ist es, Denkanstöße zu geben, den Blick zu weiten und neue Perspektiven zu eröffnen.
Die Welt unserer Empfindungen und inneren Bilder sind hierbei bedeutsam. Es ist wichtig, das Lebendige in uns wahrzunehmen und im Innersten zu empfinden, um es zu verkörpern. Unser frühes Erleben beeinflusst unsere ersten Psychosomatiken. Die Bereitschaft, die Geschichten unseres Zellgedächtnisses zu erfahren, ist eine lebensverändernde Haltung. In einem geführten weiteren Erkenntnisprozess verändern wir durch neue Entscheidungen unseren Lebensweg und lernen dabei, neue Handlungskompetenzen umzusetzen, unser Leben aktiv zu gestalten. Dies beeinflusst unsere physiologischen Reaktionen, wie unter anderem die Ausschüttung von Glückshormonen und damit unser Empfindungsleben. In verschiedenen Übungen begeben wir uns zu unseren frühen Anfängen zurück, beginnend bei der Konzeption, denn die Empfindungswelt der Mutter hat in diesem frühen Stadium bereits Auswirkungen auf unsere Anfänge. Ziel meiner Arbeit ist es, die primären Muster aufzudecken, um eine Entwicklung, frei von Verstrickungen und Konzepten, zu ermöglichen.
Das Verständnis für die frühen Phasen der menschlichen Entwicklung hat in den letzten Jahren in großem Ausmaß Beachtung gefunden und an Bedeutung gewonnen. Dies gilt vor allem für die Schwangerschaft, Geburt und die frühkindliche Phase. Die Empfängnis ist bis jetzt noch nicht so sehr im allgemeinen Fokus, obwohl sie seit Beginn meiner Arbeit ein immer wiederkehrendes Thema ist. Es ist interessant zu sehen, wie sehr sich patriarchale Denkstrukturen auch in dieser Tiefe manifestiert haben. Mehr dazu in meinem kurzen Artikel zu den Themen Empfängnis und Paradiesgeschichte.
Ein interessanter Aspekt ist, dass das ungeborene Kind, das Baby und später das Kind, vollkommen anders empfinden als Erwachsene. Es hat für mich einige Zeit gebraucht, um diese frühen Ebenen empfinden zu können, und ich bin mir nicht sicher, ob ich es in vollem Umfang kann. So können Mutter und Kind die gleiche Situation sehr unterschiedlich erleben, wie ich es in der Kaufhausgeschichte beschrieben habe.
Laut Wayne Topping treffen wir bis zum Alter von drei Jahren mehrere hunderttausend Entscheidungen, die im Zellgedächtnis verankert werden. Es ist eine Herausforderung, Worte zu finden, um die Glaubensmuster und Konzepte, die unser Leben und unsere Identität mitbestimmen, verbal zu formulieren. Welche Grundemotionen werden gelebt oder vermieden? Wenn wir uns entscheiden, uns mit unseren Anfängen und Themen auseinanderzusetzen, brauchen wir Zeit für uns und den Mut, uns unseren Mustern und damit auch unseren ersten Psychosomatiken zu stellen. Wie gesagt, unsere Anfänge finden in einem Zeitrahmen statt, in dem das verbale Sprachvermögen noch nicht vorhanden ist, und wir erst im Nachhinein die Worte dafür finden können.
Zu unseren Anfängen zähle ich die Empfängnis, die Schwangerschaft, Geburt und die frühkindlichen ersten Lebensjahre. Es ist eine spannende und aufregende Zeit, in der sich so viel ereignet, dass wir es wahrscheinlich nie in seiner Ganzheit erfassen können. Unsere festgefahrenen Vorstellungen können ins Wanken geraten. Jeder Mensch hat eine individuelle Geschichte zu erzählen. Die Idee, dass hinter jeder Krankheit ein seelisch- emotionaler Konflikt besteht, bestätigt und offenbart sich zunehmend.
Ziel meiner Arbeit ist es, mit einfachen Methoden die individuellen Geschichten aufzudecken, denn sie sind Muster, die sich wie ein roter Faden durch unser Leben und alle Lebensbereiche ziehen. Auch wenn manche Grundmuster gleich sind, so haben sie doch für jeden Menschen eine andere Färbung. Es geht darum, den spezifischen Blickwinkel und die Sichtweise eines jeden Menschen zu sehen und wertzuschätzen, denn jeder möchte gesehen, gehört, wertgeschätzt und gewürdigt werden, unabhängig von seiner Geschichte. Es ist ein Ja zu sich. In weiteren Prozessen wird unter anderem über den „Weg des Ypsilons“ die Neoplastizität unseres Gehirns genutzt, um neue Bahnungen zu manifestieren und neue Möglichkeiten von Handlungskompetenzen und Lebensräumen hinzuzufügen.
Es hat sich gezeigt, wie sehr unsere frühen Erfahrungen uns bereits vor der Geburt beeinflusst haben. In meiner langjährigen Arbeit habe ich immer wieder festgestellt, dass dies einen enormen Einfluss hat. Auch wenn bereits einiges bekannt ist, glaube ich, dass das Ausmaß, in dem uns diese frühen Erfahrungen bestimmen, noch nicht vollständig ausgelotet ist. Die erste Psychosomatik beginnt mit unserer Empfängnis, gefolgt von den Erlebnissen in der Schwangerschaft, der Geburt und der frühkindlichen Phase. Es sind unsere unbewussten Entscheidungen, die bestimmen, wer wir sind. Wie wir uns selbst und die Welt wahrnehmen, ist unsere Wahl.
Da die Wissenschaft der männlichen Deutungshoheit unterliegt, sind auch die Ergebnisse davon geprägt. Das zeigt sich auch daran, dass medizinischen Studien weitgehend auf Männer ausgerichtet sind. Eine mögliche Frage ist, ob es komplementät dazu eine weibliche Version der Wirklichkeit gibt? Wie kommen wir dann zu einem „sowohl als auch?“ Ich persönlich nenne das „Next Level“.
Es gibt sehr unterschiedliche Zugänge zu unseren Anfängen. Wir können uns ihr über die Mystik oder über Wissenschaft nähern. Es scheint, als hätten diese unterschiedlichen Wege nichts miteinander zu tun, und doch finden wir viele Gemeinsamkeiten.
Ich möchte zu einem Dialog einladen, die Sicht der Dinge zu überdenken, sich zu öffnen, in Möglichkeiten zu denken, nachzudenken und vielleicht anders zu denken. Ziel ist es, die Wahrnehmung zu erweitern, andere Denkräume und Möglichkeiten zu eröffnen und Diskussionen anzuregen. Im Folgenden beschreibe ich meine Beobachtungen, Erfahrungen und Gedanken zum Thema unserer Anfänge. Unsere Lebensgeschichten, unser Beginn in dieser von Polaritäten geprägten Welt sind vielfältig und voller unterschiedlicher Aspekte und Facetten. Der Wechsel der Perspektive ist ein erster Schritt zu einem neuen Denken.
Es ist mir ein tiefes Anliegen, dass wir uns in Respekt und Wertschätzung begegnen, so dass wir allem Lebendigen und Nicht-Lebendigem auf Augenhöhe begegnen. Dies ist aus meiner Sicht die Voraussetzung für eine neue Ebene des Miteinanders, für den „Next Level“. Zum Miteinander gehört das „sowohl als auch“ und das „und“. Das ist die große Herausforderung unserer Zeit. Vielleicht können wir es als ein fühlendes Verstehen und Wahrnehmen beschreiben.
Nachfolgend einige Aspekte, Gedanken und Anmerkungen in meinen Beiträgen, die ich zu unseren Anfängen verfasst habe. Drei interessante Ansätze möchte ich besonders hervorheben:
Die Embryosophie von Jaap van der Wal, auf dessen Ansätze ich im Artikel über die Empfängnis eingehe, Terence Dowling, dessen Ansatz ich in der Paradiesgeschichte erwähne und Ludwig Janus, der die psychohistorischen Zusammenhänge mit unseren Anfängen, also der Menschheitsgeschichte verbindet.
Folgende Artikel:
- Die Paradiesgeschichte einmal anders
- Anmerkungen zu Empfängnis
- Anmerkungen zu Schwangerschaft, Geburt und frühe Kindheit
- Die Eltern-Kind-Beziehung als Spiegel unserer gesellschaftlichen Veränderungen
- Anmerkungen zur Polarität
- Den Heiligen Inneren Krieg in uns befrieden und im Dreiklang atmen
- Wie reagieren wir auf Veränderungen?
- Von der Bürde ein optimiertes-optimales ICH zu sein
- Anmerkungen zum Weg des Ypsilons
Ich freue mich darauf, Dich auf diesem spannenden und erkenntnisreichen Weg einzeln ganz individuell oder in Workshops zu begleiten.