Entscheidungen
Entscheidungen – Überleben oder Leben?
Liebe Leserinnen und Leser,
wir stehen am Anfang eines neuen Jahres – ein Zeitpunkt, an dem viele von uns über das vergangene Jahr nachdenken und Entscheidungen für die Zukunft treffen. Entscheidungen bestimmen unser Leben – bewusst oder unbewusst. Doch wie viele dieser Entscheidungen fällen wir wirklich selbst? Und wie fühlt es sich an, wenn andere über unseren Kopf hinweg entscheiden? Das gesamte Thema der Entscheidungen umfasst viele Aspekt. Im nachfolgenden einige Anregungen.
Für alleingeborene Zwillinge, die ihren Zwilling im Mutterleib verloren haben, ist das Thema Entscheidungen besonders sensibel. Aus dem Nichts waren sie plötzlich allein – eine Erfahrung, die ihr gesamtes Leben prägt. Entscheidungen, die über ihren Kopf hinweg getroffen werden, wecken oft diese alten im Zellgedächtnis abgespeicherten Empfindungen der Ohnmacht und Hilflosigkeit. Es äußert sich im Alltag oft über sich nicht gehört, gesehen oder wertgeschätzt zu fühlen. Diese Erfahrung des Verlustes hinterlässt tiefe Spuren und beeinflusst das gesamte Leben. Das Verlassenwerden, sei es durch eine Trennung oder den Verlust einer geliebten Person, wird als existenzielle Katastrophe erlebt – es reaktiviert das ursprüngliche Trauma des Zwillingsverlustes.
Entscheide ich oder wird über mich entschieden?
Unsere ganze Welt dreht sich um Entscheidungen. Wir entscheiden jeden Tag, ob wir es wollen oder nicht, bewusst oder unbewusst. Viele dieser Entscheidungen resultieren aus unserer Komfortzone, die wiederum auf unseren frühesten Erlebnissen basiert. Das Glas ist entweder halb voll oder halb leer – und je nachdem, wie wir diese Frage für uns beantworten, entscheiden wir, ob wir auf unserem Lebensweg oder Überlebensweg weitergehen.
Für viele alleingeborene Zwillinge spielt das Thema Kontrolle eine große Rolle. Sie haben oft eine starke Abneigung dagegen, wenn über ihren Kopf hinweg entschieden wird. Diese Ohnmacht erinnert an den Verlust des Zwillings, der ohne Vorwarnung und ohne jegliche Möglichkeit des Einflusses seitens des weiterlebenden Zwillings sich ereignete. In Beziehungen oder im Beruf können sich Entscheidungen von anderen manchmal wie ein Verrat an der eigenen Existenz für sie anfühlen. Freiheit ist entsprechend ein hoher Wert.
Der Weg zur bewussten Entscheidung
Entscheidungen sind mehr als bloße Reaktionen auf äußere Umstände. Sie sind die Grundlage für das, was wir aus unserem Leben machen. In der Kindheit sind viele Entscheidungen, die uns prägen, unbewusst. Es gibt die Annahme, dass wir bis zum dritten Lebensjahr bereits mehrere hunderttausend Entscheidungen gefällt haben, unbewusst. Sie basieren auf unseren frühen Erfahrungen, unserem unmittelbaren Erleben und Empfindungen, sowie den daraus folgenden Entscheidungen und Handlungen. Eine Strategie entsteht mit der das kleine Wesen in dieser unbekannten Welt überlebt, sowie mit welcher „Brille“ oder Perspektive das Leben betrachtet, empfunden und gelebt wird. Diese Überlebensstrategien werden im Laufe des Lebens weiterentwickelt und verfeinert. Das ist dann unser Leben und manchmal wundern wir uns über uns und andere, erleben Kränkungen und viele mehr. Manches verstehen wir nicht, leiden oft an einem nicht erklärbaren und klar benennbaren Mangel, an nicht erfüllten Bedürfnissen, Verletzungen usw. Die „Aufgabe“ dieser Überlebensstrategie ist es zu überleben und das haben wir und die Sehnsucht ist nach einem Leben und das ist etwas anderes. Doch sobald wir beginnen, uns selbst zu begegnen, den Mut haben unsere Komfortzone zu verlassen, unseren Schatten zu begegnen, uns neuen Blickwinkeln und Möglichkeiten öffnen, geben wir uns selbst den Raum zur Veränderung. Den Raum zu entdecken, wer wir wirklich sind.
Wie häufig reagieren wir auf das, was um uns herum passiert, statt bewusst zu agieren? Entscheidungen aus dem Überlebensmodus heraus sind oft getrieben von verschiedenen Ängsten, Kränkungen, Verlusterfahrungen, dem Wunsch nach Kontrolle und vielem mehr. Die Sehnsucht nach einem Leben entsteht, wo wir genug sind und es genug ist. Wir sollten hierbei im Hinterkopf behalten, dass unsere westliche Gesellschaft auf einen Mangel beruht: es ist nie genug und wir sind nie genug. Ab dem Moment, wo wir uns für das Leben entscheiden – für unseren Lebensweg – fügen wir unserem Leben neue Möglichkeiten hinzu. Es bedeutet auch, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und nicht die Macht über das eigene Leben in die Hände anderer zu legen. Eine Selbstfürsorge kann sich entwickeln.
Verluste und Entscheidungen
Verluste, ob in Partnerschaften oder anderen Bereichen des Lebens, sind für viele Menschen schwer zu verkraften. Für alleingeborene Zwillinge stellt jeder Verlust eine besondere Herausforderung dar, weil es das ursprüngliche Trauma des Verlassen-worden-seins aus dem Nichts reaktiviert. Das große menschliche Nicht-Verstehen zeigt sich auch darin. Das Empfinden, nicht genug zu sein, zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben. Egal, wie viel erreicht wird, egal wie engagiert, es fühlt sich nie genug an. Dieser innere Mangel kann dazu führen, dass Entscheidungen aus Angst vor weiteren Verlusten getroffen werden, anstatt aus dem Mut, neue Wege zu gehen.
Der Prozess des Entscheidens
Egal, ob wir es bemerken oder nicht – wir treffen jeden Tag unzählige Entscheidungen. Sei es, wie wir auf eine Situation reagieren, was wir essen oder wie wir unser Leben gestalten. Selbst wenn wir nicht entscheiden, entscheiden wir. Es ist wichtig, sich dieser Dynamik bewusst zu werden, um nicht passiv durchs Leben zu gehen.
Manchmal sind auch unpopuläre Entscheidungen vonnöten – wir verlassen unsere Komfortzone und hören auf für andere zu funktionieren und deren Erwartungen zu erfüllen. Doch oft sind es genau diese unpopulären Entscheidungen, die uns weiterbringen und uns erlauben, uns von alten Mustern zu lösen. Wer den Mut hat, diese Entscheidungen zu treffen, gibt sich die Chance, das eigene Leben aktiv zu gestalten, statt nur auf das zu reagieren, was passiert und was vorgegeben ist.
Entscheidungen und Bedürfnisse
Unsere Entscheidungen sind eng mit unseren Bedürfnissen verknüpft. Schon als Fötus erleben wir die Welt durch die Wahrnehmung der Mutter und entscheiden unbewusst, wie wir auf diese Reize reagieren. Viele dieser frühen unbewussten Entscheidungen beeinflussen unser Verhalten im späteren Leben. Wir treffen Entscheidungen basierend auf dem Wunsch nach Sicherheit, Zugehörigkeit oder Anerkennung – oft ohne zu wissen, woher dieser Wunsch eigentlich kommt. Aus meiner Erfahrung ist der sichere Platz -die Zugehörigkeit- eins unserer tiefsten Bedürfnisse, der nicht kompensierbar ist.
Was wäre, wenn wir bewusst entscheiden, unsere Bedürfnisse selbst zu erfüllen, statt darauf zu warten, dass andere es für uns tun? Diese Erkenntnis kann befreiend sein, weil sie uns die Kontrolle über unser Leben zurückgibt.
Das neue Jahr – Eine Zeit der Entscheidung
Wie möchtest Du Deine Entscheidungen jetzt treffen? Treffe ich meine Entscheidungen aus Angst oder aus der Fülle des Lebens heraus? Bleibe ich in alten Mustern gefangen oder wage ich den Schritt in die Freiheit? Was wählst Du heute für Dich? Wie würde die Liebe entscheiden?
Entscheidungen sind der Anfang von etwas Neuem. Sie können uns an einen Ort bringen, den wir uns niemals hätten vorstellen können. Doch sie erfordern Mut, die Klarheit und das Bewusstsein, dass wir immer eine Wahl haben – egal, wie ausweglos eine Situation erscheinen mag.
Möge das neue Jahr uns alle dazu inspirieren, bewusster, mutiger und liebevoller zu entscheiden. Denn nur so können wir unser Leben wirklich leben – in Leichtigkeit und im Einklang mit uns selbst.
Denke in Lösungen und Möglichkeiten – und lass Dich nicht von der Vergangenheit oder Sorgen um die Zukunft einengen. Stell Dir vor, wie es sich anfühlt, wieder vollkommen im Jetzt zu leben. Als Kinder konnten wir es alle, also ist die Fähigkeit noch in uns. Auch wenn es keine Garantien gibt, ist jeder Schritt ein wertvoller Impuls für Dich und Dein Leben.
Glück und Freude? Die findest Du in Dir. Sie warten darauf, von Dir entdeckt und aktiviert zu werden – als Quelle von Stärke und Zufriedenheit. Lass die Kraft und die Verbindung zu etwas Höherem in Dein Leben und spüre, wie sie Dir Orientierung und Frieden schenkt.
Vergangenheit und Zukunft? Lass sie los. Heilung geschieht genau hier, genau jetzt. Ich danke Dir von Herzen für Dein Vertrauen – es ist ein Geschenk, das ich sehr schätze.
Herzliche Grüße,
Marlies
Infos zu meinen Bücher finden Sie hier
Der Weg des Ypsilons
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Ganz und doch nicht ganz
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Alleingeborener Zwilling
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Im Rahmen des Kongresses „Raus aus Angst, Sorgen und Mutlosigkeit“ hielt ich einen Vortrag zum Thema: Der verlorene Zwilling und DU - eine mögliche Ursache für Ängste und Mutlosigkeit? Mehr zu meinem Vortrag unter:
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