der innere Druck
Ein Leben im ständigen Druck – Innere Anspannung und die Habachtstellung
Liebe Leserinnen und Leser,
der November bringt uns eine Zeit der Reflexion und des Rückzugs. Die Tage werden kürzer, die Dunkelheit umhüllt uns, und viele von uns spüren eine zunehmende innere Anspannung. Für manche Menschen ist diese Anspannung jedoch nicht nur saisonal bedingt, sondern ein ständiger Begleiter – eine innere Habachtstellung, die niemals abschaltet.
Viele Menschen erleben ihr Leben wie in einem permanenten Alarmzustand, immer bereit, auf das nächste Unvorhersehbare zu reagieren. Dieses ständige Gefühl von Anspannung und innerem Druck prägt den Alltag und lässt oft keinen Raum für Entspannung oder Erholung. Der Körper befindet sich in einem Modus, der sich nur schwer abstellen lässt – und dies oft ohne bewussten Grund. Dies ist eine Symptomatik, die bei alleingeborenen Zwillinge gehäuft auftritt.
Diejenigen, die in dieser Habachtstellung leben, spüren den Druck, immer alles im Griff haben zu müssen, die Bedürfnisse anderer zu erfüllen, bevor sie überhaupt ausgesprochen werden. Oft hören sie „Du machst das schon“, und tatsächlich haben sie häufig bereits gehandelt, bevor jemand eine Bitte äußern konnte. Dieser ständige Druck, Erwartungen zu erfüllen und sich anzupassen, hinterlässt Spuren – physisch, emotional und mental.
Eine solche Lebensweise führt häufig zu einer inneren Zerrissenheit: Die permanente Anspannung kann sich in einem nie endenden Kopfkino manifestieren, in dem die Gedanken unaufhörlich kreisen. Doch der Kontakt zu den eigenen Gefühlen, zum Herzen, ist oft verloren gegangen. Stattdessen dominieren Emotionen – Stress, Angst, Erschöpfung. Ein erfülltes Leben scheint in weiter Ferne, weil das Gefühl der Sicherheit fehlt.
Ein Leben im Druck – Überleben ist alles
Die Frage ist: Was ist dieser Druck? Und warum empfinden wir ihn so stark? Häufig beginnt der Druck bereits früh im Leben, manchmal schon ab der Geburt. Viele von uns haben gelernt, dass Druck notwendig ist, um zu reagieren, um Veränderungen vorzunehmen. Oft wird uns von klein auf beigebracht, dass nur unter Druck Leistung erbracht werden kann – in der Erziehung, in der Schule, im Berufsleben.
Dieser äußere Druck spiegelt sich auch auf körperlicher Ebene wider: Geschwüre, Entzündungen oder andere körperliche Symptome sind oft Zeichen, dass der Körper den Druck nicht mehr aushält. Doch anstatt dem Druck zu entkommen, reagieren wir oft mit noch mehr Anstrengung – bis hin zur Erschöpfung.
Die Wahrheit ist: Wir leben in einer Gesellschaft, die uns ständig dazu auffordert, mehr zu leisten, uns selbst zu optimieren und den Anforderungen von außen gerecht zu werden. Doch wann haben wir Zeit, auf unsere eigenen Bedürfnisse zu hören? Wann erlauben wir uns, loszulassen und einfach zu sein?
Der Weg aus der Anspannung
Druck wird oft erst dann sichtbar, wenn er unerträglich wird – wenn unser Körper oder unser Geist zusammenbricht. Doch es muss nicht so weit kommen. Der erste Schritt heraus aus dieser ständigen Habachtstellung ist das Bewusstsein, dass wir uns in einem Zustand des ständigen Überlebens befinden. Wenn wir erkennen, dass dieser innere Alarmzustand nicht normal ist, können wir beginnen, uns selbst Raum für Entspannung zu schaffen.
Es ist wichtig, dass wir aufhören, den Erwartungen anderer ständig nachzugeben und stattdessen anfangen, unsere eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Der Weg zu mehr innerer Ruhe und Gelassenheit beginnt mit der Entscheidung, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen – nicht nur für das Leben der Anderen. Es geht darum, sich selbst zu erlauben, auch mal „Nein“ zu sagen und sich die Zeit zu nehmen, um zu spüren, was wir wirklich brauchen.
Die Illusion des perfekten Lebens
In unserer Gesellschaft wird uns oft das Bild eines perfekten Lebens vermittelt: erfolgreich, stressfrei, immer auf der Höhe. Doch dieses Bild ist eine Illusion. Der Druck, dieses Ideal zu erreichen, sorgt dafür, dass viele von uns immer weiter nach Höchstleistungen streben, ohne jemals wirklich anzukommen. Die ständige Selbstoptimierung, das Gefühl, nie genug zu sein, kann uns in eine Spirale der Überforderung führen.
Wie gehen wir mit Druck um?
Druck ist ein allgegenwärtiges Thema, das auf vielen Ebenen wirkt – sei es im Beruf, in der Familie oder in unserer eigenen inneren Welt. Die Herausforderung besteht darin, Wege zu finden, um diesem Druck zu begegnen, ohne daran zu zerbrechen. Es ist wichtig, sich selbst die Erlaubnis zu geben, loszulassen, die eigene Anspannung zu bemerken und bewusst Entscheidungen zu treffen, die nicht nur auf äußerem Druck beruhen, sondern aus einem tiefen inneren Bedürfnis nach Frieden und Sicherheit kommen.
Wir alle haben das Bedürfnis nach Sicherheit, nach einem festen Platz im Leben. Doch dieser Platz kann nicht von außen definiert werden – er entsteht in uns selbst, wenn wir beginnen, den Druck abzubauen und uns selbst mit Fürsorge zu begegnen.
Lasst uns diesen November nutzen, um einen Schritt aus der Anspannung heraus zu machen und einen Weg in Richtung Gelassenheit zu finden. Denn das Leben ist mehr als bloßes Überleben – es ist auch Leichtigkeit, Freude und ein tiefes Gefühl der inneren Ruhe.
Herzliche Grüße,
Marlies
P.S.:
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